Zusammenfassung
1. Sowohl Adrenalin als auch Azetylcholin haben eine doppelsinnige Wirkung, die wir
amphomimetisch nannten. Von biologischem Standpunkt sind Sympathin und Adrenalin einander
gleichwertig.
Adrenalin (Sympathin) ruft ein sympathomimetisches Phänomen hervor (zelluläre Antwort),
welches seinerseits ein parasympathomimetisches Phänomen auslöst (kompensatorische
zelluläre Gegenantwort), das durch Freisetzung von Azetylcholin zustande kommt; Azetylcholin
ruft ein parasympathomimetisches Phänomen hervor (zelluläre Antwort), welches seinerseits
ein sympathomimetisches Phänomen auslöst (kompensatorische zelluläre Gegenantwort),
das durch Freisetzung von Sympathin zustande kommt.
2. Durch ihre unmittelbare Wirkung (zelluläre Antwort) sind Adrenalin und Azetylcholin
Antagonisten, da die durch Adrenalin hervorgerufene zelluläre Antwort der durch Azetylcholin
ausgelösten entgegengesetzt ist. Aber die unmittelbare Wirkung (zelluläre Antwort)
der einen Substanz ist mit der mittelbaren Wirkung (kompensatorischen zellulären Gegenantwort)
der anderen synergisch.
3. Im Erfolgsorgan ist die Wirkung des Sympathikus von der des Parasympathikus nicht
isoliert: beide Nerven wirken amphomimetisch. Wir nannten dies intersympatho-parasympathischen
Mechanismus.
Dieser Vorgang ist für die Erhaltung des funktionellen Gleichgewichtes des Erfolgsorgans
von großer Bedeutung. Jedes sympathomimetische Phänomen ist von einem parasympathomimetischen
und jedes parasympathomimetische von einem sympathomimetischen Phänomen gefolgt.
4. Therapeutische Folgerungen. In der Therapie wird Adrenalin verwendet,- um eine
sympathomimetische Wirkung zu erzielen (Gefäßverengerung). Nun vermindert aber seine
parasympathomimetische Wirkung die hervorgerufene Gefäßverengerung. Es liegt also
ganz in unserem Interesse, der Adrenalininjektion eine Atropineinspritzung vorauszuschicken.